Wirkungen und Erfolge von Umweltbewegungen lassen sich derzeit empirisch kaum ermitteln. Das Umweltbewußtsein innerhalb der Bevölkerung auf der Einstellungsebene und der massenmediale Diskurs zu Umweltthemen haben zugenommen. Die Anzahl der Aktivisten und Sympathisanten der Umweltbewegungen ist weiterhin beträchtlich. Und dennoch fällt das Umweltverhalten der Bevölkerung deutlich zurück. Auch die Zerstörung der natürlichen Umwelt hat nicht grundsätzlich abgenommen. Auf dieser Grundlage unternimmt Dieter Rucht im neuesten Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen den Versuch, ein "Ermittlungverfahren" zu entwikeln, das präzisere Aussagen über die Wirkungbilanz der Umweltbewegung im Ländervergleich ermöglichenkönnte. Weitere Schwerpunkte in diesem Themenheft zur Wirkungsbilanz der Umweltbewegung sind Analysen zur Veränderung in den Umweltverbänden und bei Greenpeace. In der Institutionalisierung und Professionalisierung von Bewegungsorganisationen sieht Christian Lahusen einen wesentlichen Faktor der Weiterentwicklung der Umweltbewegungen. In einer ländervergleichenden Studie (Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA) zur verbandlichen Arbeit der Umweltwegung kommt er zu dem Ergebnis, daß die Institutionalisierung und Professionalisierung verbandlicher Arbeit der Umweltbewegungen bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben. Genau hier besteht gleichzeitig das Risiko der Abkoppelung von der für Bewegungsorganisation typischen Mobilisierungsfähigkeit in Mitglieder- und Aktionsnetzwerken und politischer Öffentlichkeit. Christian Krüger setzt sich mit der Protestpolitik von Greenpeace auseinander. Greenpeace legt es demnach vorrangig auf die symbolische Konfrontation an. Zentriert um die Aktion, versucht sie spektakulär und skandalträchtig die massenmediale Öffentlichkeit zu erreichen, um wiederum über deren kurzzeitige Beeinflussung langfristige Veränderungen in Politik und Wirtschaft anzustreben. Dies hat die Brent Spar-Kampagne deutlich gemacht. Brent Spar hat aber auch die heikle Frage aufgeworfen, ob der Aktionismus von Greenpeace noch zeitgemäß ist. Sind nicht mittlerweile eher Kooperation und Lobbying als strategische Alternativen gefragt? Ein strategischer Umbruch ist absehbar, freilich ohne daß eine Entscheidung über die weitere Zukunft von Greenpeace bereits gefallen wäre.
Redaktion: Kai-Uwe Hellmann