Seit fast einem Jahrzehnt sind jene mit dunkelblau-weißen Schuluniformen gekleideten Jugendlichen von der politischen Landschaft, ja von der Tagespolitik Chiles, nicht mehr wegzudenken. An Geltung gewann diese SchülerInnenbewegung nicht nur, weil sie die erste massive soziale Protestbewegung seit dem Ende der Militärdiktatur (1973-1990) organisierte, sondern auch weil sie gegen die bis dahin nicht nahezu unangetasteten neoliberalen und autoritären Grundlagen des Bildungswesens rebellierte. Während vorige Studien sich vornehmlich mit der Entwicklung und/oder den sozialpolitischen Auswirkungen der Bewegung beschäftigt haben, analysiert dieser Beitrag die chilenische SchülerInnenbewegung als Bildungsort. Untersucht werden einerseits die sozialen Bewusstseinsprozesse, die die Bewegung für die Gesellschaft ankurbelte, andererseits die Lern- und Selbstbildungsprozesse, die die SchülerInnen im Rahmen der Bewegung durchliefen, wie z. B. die Aneignung von Kompetenzen der politischen Reflexion, Argumentation, Kommu- nikation und Mobilisierung. Der Beitrag gründet auf Interviews von SchülerInnen, sowie auf Berichten, Blogs, Webplattformen und Plakaten der Bewegung. Darüber hinaus wurden Periodika, Foto- und Videoquellen analysiert.
Alarcón