2020/Heft2: Digitaler Aktivismus: Hybride Repertoires zwischen Mobilisierung, Organisation und Vermittlung
FJ SB, Jg. 32/2020, Heft 2, De Gruyter, 193 Seiten
Alles digital
Protest und Gegenprotest, Herrschaft und Widerstand lassen sich heute nur im Kontext der digitalisierten Gesellschaft, ihrer speziellen Möglichkeiten, Dynamiken und Gefahren denken. Digitale Interaktionen verändern soziale Beziehungen und damit auch Form und Funktionieren von sozialen Bewegungen und Protesten. Um Mobilisierungen zu initiieren, benötigt es im digitalen Kontext nicht notwendigerweise vermittelnde Organisationen; um an ihnen teilzunehmen, reicht manchmal nur ein Klick. Bewegungen wiederum werden durch ihre digitale Arbeit erst sicht- und ansprechbar.
Kontinuität
An früheren Schwerpunkten des Journals schließt das vorliegende Heft an und führt die Forschung weiter, indem es das Digitale als ein nicht mehr wegzudenkendes Element von Protest und sozialen Bewegungen betrachtet. In einer digitalisierten Gesellschaft passen sich Mobilisierungsbedingungen an, entstehen neue Formen von Kollektivität und bilden sich taktische Innovationen heraus. Diese Entwicklungen müssen in ihren Zusammenhängen mit etablierten Bewegungskulturen, Massenmedien und politischen Institutionen betrachtet werden.
Digitale Zukunft
Die zukünftige Handlungsfähigkeit des digitalen Aktivismus hängt in großen Teilen von der Politik jener Plattformen ab, deren Medieninfrastrukturen sich die Aktivist*innen aneignen. Die Beteiligten müssen sich jedoch im Klaren sein, welche Einschränkungen und Gefahren sie sich bei der Verwendung sozialer Medien und proprietärer Plattformen aussetzen. Für emanzipative Projekte und einen selbstbestimmten digitalen Aktivismus bedarf es daher eines stärkeren Austauschs zwischen den jeweiligen kollektiven Akteuren und den Tech-Aktivist*innen, die sich für zivilgesellschaftlich orientierte digitale Realitäten einsetzen
Viel Spass beim neuen Forschungsjournal!
Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Schmoliner - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Inhaltsverzeichnis
Editorial
- Maik Fielitz, Leslie Gauditz, Daniel Staemmler, Verena Stern: Digitaler Aktivismus: Hybride Repertoires zwischen Mobilisierung, Organisation und Vermittlung
Aktuelle Analyse
- Gösta Gantner, Wolfgang-Michael Klein: »Kein Patent auf Leben«!? Zum Einfluss umweltpolitischer Akteure auf die Entwicklung der Biopatentierung in Deutschland und Europa
- Leslie Gauditz: Urbane Kämpfe zwischen Staat und Aktivismus: Der Athener Stadtteil Exarcheia nach dem Regierungswechsel 2019/2020
Themenschwerpunkt
- Maik Fielitz und Daniel Staemmler: Hashtags, Tweets, Protest? Varianten des digitalen Aktivismus Download
- Ann-Kathrin Koster: Das radikaldemokratische Moment von Hashtag-Aktivismus
- Kathrin Fahlenbrach: Video-Aktivismus: Formen und Strategien der audiovisuellen Mobilisierung im Netz
- Manès Weisskircher: Neue Wahrheiten von rechts außen? Alternative Nachrichten und der „Rechtspopulismus“ in Deutschland
- Ann-Kathrin Rothermel: Die Manosphere. Die Rolle von digitalen Gemeinschaften und regressiven Bewegungsdynamiken für on- und offline Antifeminismus
Pulsschlag
- Greta Jasser und Agnes Wankmüller: Alt-Right, Alt-Tech, Alt-Internet? Rechte Online Plattformen und ihre Funktion
- Simin Jawabreh und Anton Haffner: Soziale Bewegungen im digitalen Zeitalter. Ein Bericht zur IPB-Jahrestagung
- Tanja Kollodzieyski und Janine Dieckmann Empowerment, Emanzipation und Alltag: Das Inklusionsprojekt @54Kontraste
IPB beobachtet
- Daniel Mullis: Protest in Zeiten von Covid-19: Zwischen Versammlungsverbot und neuen Handlungsoptionen
