Als Zerrbild vorgelagerter Umweltkonflikte und Spiegel des Naturverständnisses ganzer Gesellschaften dringen ökologische Themenmotive seit den 1960er Jahren in die Liedtexte popmusikalischer Arbeit ein. Ein zentraler Erzählstrang dieser Entwicklung entsteht entlang der Dissensthemen Angst, Prophetie, Katastrophie und Flucht.
Die Analyse popmusikalischer Text- und Klangregime sowie ihrer begleitenden Inszenierungs-, Distributions- und Rezeptionspraktiken eröffnet nicht nur einen Spiegel der öffentlichen Debatten im Streit um Umwelt- und Naturschutz; sie deckt zudem latente Strukturen sozialer Systeme auf und schildert die Zukunft als eine emotional wahrnehmbare Realität, nicht als konjunktivische Option. Popmusik ist damit nicht nur ein Beispiel für die Bearbeitung umweltpolitischer Themen im Modus der Unterhaltung, sondern als Ausdruck und Agens von Macht ein entscheidender Faktor ökologischer Krisendynamik.
Autor: Thorsten Philipp
Supplement zu FJ SB Heft 2/2021