Die Aussicht auf sozialen und politischen Wandel ist ein essentieller Bestandteil für radikale intellektuelle Arbeit. Wir leben in einer Zeit, in der die Orthodoxien des Neoliberalismus mit expliziten Herausforderungen konfrontiert sind. Das ist momentan in verschiedenen Regionen Europas evident. Gleichzeitig sickert das neoliberale Projekt in einem heimtückischen und allumfassenden Prozess durch jede Sehne, Faser und Struktur der Gesellschaft, einschließlich der Hochschule. Das bedeutet, dass die ‚relative Autonomie‘, die für kritische Arbeit gegen die dominante akademische Kultur benötigt wird, zunehmend schwerer zu erzeugen bzw. zu erhalten ist. Dieser Artikel untersucht kritisch, welche Möglichkeiten Hochschullehrende unter den gegen-wärtigen politischen Umständen haben, um – inspiriert von oder durch Teilnahme an sozialen Bewegungen – Räume für eine radikale intellektuelle Arbeit herzustellen. Die innerhalb Europa ungleich erlebte Wirtschaftskrise hatte unterschiedlichste Auswirkungen im Feld der sozialen Bewegungen und im Feld der Bildung. Der vorliegende Artikel möchte sowohl aus theoretischer Perspektive also auch in Bezug auf Praktiken sozialer Bewegungen die Wechselwirkung zwischen beiden Bereichen untersuchen. Hochschullehrende, die sich sozialer Gerechtigkeit verpflichtet haben und – mit gemischtem Erfolg – versuchen, durch Engagement in sozialen Bewegungen Räume für radikale Arbeit (innerhalb der Hochschullandschaft) herzustellen, haben eine lange Tradition. Dieser Artikel nimmt entsprechendes Bewegungshandeln im schottischen Kontext in den Blick, einschließlich Aktionen, an denen die Autoren selbst beteiligt sind oder waren. Diese Aktionen werden hinsichtlich ihres Beitrags für Soziale Bewegungen sowie in Hinblick auf die Schaffung von Räumen für eine radikale intellektuelle Arbeit innerhalb der neoliberal geprägten Hochschullandschaft analysiert.
Autoren
Jim Crowther is Senior Lecturer in Community Education at the Moray House School of Education at the University of Edinburgh.
Eurig Scandrett is Senior Lecturer in Sociology und directs the postgraduate Social Justice Programme at Queen Margaret University in Edinburgh.
Supplement zu FJ SB Heft 4/2016